November-Blues, Teil-Lockdown und Timbuktu
Niemand hätte auch nur im Entferntesten diesen Verlauf des
vergangenen Jahres voraussehen können. Plötzlich mussten wir neue Begriffe lernen wie Sars-CoV-2, Covid-19 und FFP2, inzwischen kennen alle die Johns Hopkins University im fernen Baltimore und das RKI.
Einzig „Corona“ war uns bereits geläufig, das haben wir bisweilen gerne getrunken.
Dass wir unser Weihnachtsessen außerplanmäßig bereits im November 2019 terminiert hatten, hat sich im Nachhinein als Glücksgriff erwiesen. So konnten wir in gewohnter Weise und in großer Runde einen geselligen Abend verbringen – wohl den letzten seiner Art bis auf Weiteres. Es kam zu einer launigen Vorstellungsrunde, wie von unserem Abteilungs-Geistlichen nicht anders zu erwarten, und unser Präsident durfte etliche Ehrungen vornehmen, womit er automatisch für die nächsten vier Jahre im Amt bestätigt wurde, was natürlich auch für seine Stellvertreter zutrifft. Die Fotos belegen,dass Social Distancing damals für uns noch ein Fremdwort war.
Und alle sind gut nach Hause gekommen.
Unsere wöchentlichen Übungsabende nahmen zu jener Zeit noch ihren gewohnten Gang, selbst bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des Gesamtvereins im Februar sah man das Unheil noch nicht so recht auf uns zukommen. Auch da wurde gewählt, doch dazu später mehr. Im März war es dann soweit: Lockdown! Die Hallen wurden geschlossen, die Gaststätten ebenfalls, und das sollte für längere Zeit so bleiben.
Erst im Juli durften wir uns wieder betätigen, mit Mindestabstand, desinfizierten Händen, und auch der Ball wurde besprüht. Ein richtiges Spiel kam trotzdem nicht zustande, durfte man sich doch nicht zu nahe kommen, und das Ziel beim Volleyball ist es ja eigentlich, den Ball beim Gegner so in die Lücken zu spielen, dass er oder sie in Bedrängnis gebracht wird. Diese jahrelang eingeübten Abläufe bekommt man nicht so leicht aus dem Kopf, was den Spielfluss ziemlich hemmte.
Um der Menschenansammlung auf den Sandplätzen an der Kreuzeiche zu entgehen. kam unser Netz in den Sommerferien mal wieder zum Einsatz. Damit belegten wir eine schattige Ecke auf dem Rasenplatz unterhalb unserer Halle, und allmählich kam auch wieder etwas Spielfreude auf. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, nur der Beginn musste immer weiter vorverlegt werden, um ausreichendSpielzeit zu haben. Den Abend konnten wir auf der Terrasse des Sportheims mit Speis und Trank ausklingen lassen, und es hatte den Anschein, als würde sich alles wieder normalisieren.
Mit dem Schuljahresbeginn durften wir für ein paar Wochen in die Halle, wurden dann aber von der zweiten Welle voll erwischt. Dieser November-Lockdown brachte das Vereinsleber erneut zum Erliegen, im Dezember wird es aller Voraussicht nach nicht viel besser aussehen.
Womit kann man sich in so einer Zeit beschäftigen?
Ein Buch lesen, Gartenarbeit, spazieren gehen im Schönbuch?
Im vergangenen Jahr wurden wir durch das Kasperl-Theater im britischen Unterhaus trefflich unterhalten. Nun beobachten wir eben das zähe Ringen um die US-Präsidentschaft, wobei sich manche Parallelen zu unserer Abteilung aufdrängen: die Dominanz der alten weißen Männer, eine Frau als Vizepräsidentin, die zwar nicht aus Jamaika, aber immerhin aus Oberbayern stammt, und in einem Punkt sind wir eh um Jahre voraus: Das Finanzministerium wird von einer waschechten Westfälin geleitet. Ganz ohne Skandale oder gar Manipulationen, wie sie andernorts vielfach an der Tagesordnung sind.
Und wenn wir schon bei den Personalien wären: Seit der Wahl im Februar – ohne Stimmen vom Mars oder anderen Planeten, und auch ohne langwieriges Nachzählen – gibt es bei der SG Reutlingen einen neuen Vorstand. Wenn das kein Grund ist, unsere beliebte Reihe „Bedeutende Persönlichkeiten“ fortzuführen.
Viele kennen ihn noch aus seiner Zeit als aktiver Fußballspieler, wobei seine Pirouetten im Mittelkreis legendär sind. Eine weitere Eigenschaft dürfte weniger bekannt sein: Er ist auch ein begnadeter Witzeerzähler, ich möchte da nur an „Tim-booked-2“ erinnern, oder an die zwei brennenden Kerzen am Bahnsteig. Jedenfalls ist ihm (und uns) zu wünschen, dass sein Humor noch lange erhalten bleiben möge. Ich möchte mit seinen Worten anfügen: „Davon kannst du ausgehen!“
Leider war in diesem Jahr an einen Ausflug, gerne auch mit einer Übernachtung, nicht zu denken. Auch die Geburtstagsfeiern sind nicht mehr das, was sie einmal waren, und musikalisch scheinen wir den Zenit überschritten zu haben. Also mussten andere Themen aufgegriffen werden, aber es hätte genauso gut um die Querdenker oder um die Querlenker gehen können, oder warum die Wahl in Burkina Faso anders ausging als die bei unseren Freunden jenseits des großen Teichs, oder um die historische Blamage bei der 0:6-Pleite. Dieser November bot reichlich Schreibanlässe. Jedenfalls ist es gelungen, in diesem Beitrag auf Namen gänzlich zu verzichten, und das soll auch bis zum Ende so bleiben. Wozu das Schlusswort ganz gut passt, das einem Lyriker aus Irland zugeschrieben wird: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“Ich wünsche allen „Frohe Weihnachten“ und „Ein gutes neues Jahr“, bleibt gesund und - „Auf Wiedersehen!“
Text: K.Tiefenbach Bilder: E. Wolz
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